30 Tage Digital Detox – Erfahrungsbericht

Wie letzte Woche berichtet, habe ich ein Monat lang einen Digital Detox gemacht. Dabei habe ich vor allem Bildschirmzeit auf ein Minimalmaß runtergeschraubt und alle kleinteilige Berieselung vermieden, um wieder mehr Fokus und Ruhe im Kopf zu bekommen, mehr Headspace. Außerdem wollte ich meine Freizeit anders nutzen.

Woche 1
In den ersten Tagen hab ich kaum was ernsthaft vermisst. Nachrichten, obwohl ich die täglich gelesen oder gehört habe, habe ich überhaupt gar nicht vermisst. Dabei wäre mir eigentlich wichtig, immer am Laufenden zu sein, aber derzeit passiert eh nix und ich hab drauf vertraut, dass alle wichtigen Informationen eh irgendwie zu mir finden (haben sie auch getan). Ich hatte ein paar Mal ein diffuses Verlangen nach Youtube, aber konnte nicht konkret benennen, auf was ich Lust gehabt hätte. Es war einfach nur mein Gehirn, das nach Gewohnheitsberieselung verlangt hat. Ich hab das Bedürfnis einfach mal wegfaden lassen. Die ersten Tage bin ich nach der Arbeit statt auf Youtube einfach nur auf meiner Couch rumgehängt und hab nichts gemacht. Das war tatsächlich viel entspannender. Mein Schlaf war wieder besser, aber beim Lesen hab ich gemerkt, dass ich noch sehr unfokussiert war und mich nicht lange konzentrieren konnte. Nachträglich hab ich mich auch dazu entschlossen, Podcasts ebenfalls einzuschränken (Ausnahme: die beiden Podcasts die ich zum Einschlafen nutze), weil auch das Berieselung ist mit derzeit nicht relevanten und viel zu kleinteiligen Informationen.

Woche 2
Am Montag habe ich doch kurz in die Zeitung geschaut, aber nur den einen relevanten Artikel (aktuelle Änderungen zum Thema Lockdown). Die Nachrichten fehlten mir wirklich null, ich hab nicht mal drüber nachgedacht. Diese Woche hatte ich dann tatsächlich mal konkretes Interesse an 4 Youtubekanälen. Die Chats mit meinen Freund:innen habe ich angefangen, sträflich zu vernachlässigen, weil ich keine Lust mehr gehabt hab, aufs Handy zu schauen und in der Ubahn zur Arbeit lieber gelesen hab.

Woche 3
Hier hab ich kurz geschummelt und die Zeitung aufgeschlagen, einen Artikel auf „Seite 1“ angeklickt und gelesen, und gemerkt was das für ein uninteressanter Mist war und wie wenig mich die Nachrichten zur Zeit interessieren. Wieder Bedürfnis nach Youtube und Inspirationen, aber wie ich das hinterfragt hab, hab ich gemerkt, dass ich nur faul war, selbst zu denken und zu machen. Mir gings nach wie vor so blendend mit dem DD, dass ich fast schon Angst bekommen hab vor der Zeit danach. Ja, außer am Sonntag, da wollte ich wirklich unbedingt wissen, was auf der kleinen Handvoll Kanälen auf Youtube gerade passiert, dass ich nochmal geschummelt hab und nachgeschaut. Ich hab uneingeloggt die Startseiten der Kanäle aufgemacht, drüber geschaut und kein einziges Video angeklickt. Mir war gar nicht danach. Ich wollte nur wissen, was so passiert ist, also die Themen und Überschriften. Es gab fast keine neuen Videos, was auch beruhigend, aber auch irgendwie ernüchternd war. Auf das konnte ich wirklich noch ein paar Wochen warten.
In Woche 3 hab ich mir auch Gedanken gemacht, wie ich das Danach gestalten wollte und was ich beibehalten wollte.

Woche 4
Vier Tage vorm Detox-Ende bin ich schwach geworden und hab 6 Youtubevideos angeschaut. Eins davon war für ein derzeitiges Thema sehr wertvoll, der Rest war nicht sooo interessant. Also auch wieder Ernüchterung.

Fazit
In den 30 Tagen habe ich 5 Bücher ganz gelesen, und zwei Bücher auszugsweise. Ich hab plötzlich so viel Zeit für alles gehabt (Lesen zum Beispiel, Nachdenken, Pläne schmieden) wo ich immer dachte, ich hab keine Zeit und keinen Headspace. Es war wirklich sehr schön. Ich hab gemerkt, wie wenig ich tatsächlich vermisse. Ich bin wirklich ein Fan von kaltem Entzug, weil er bei mir funktioniert. Ja, ich hab ein bissl geschummelt gegen Ende hin, aber es war immer ernüchternd und hat mich im Vorhaben nur bestärkt.

Wie es weitergehen sollte
Ich habe mein Handy neu aufgesetzt, mit einem neuen Google Account und möglichst minimal. Apps hab ich nur nach und nach und rein nach Bedarf installiert. Eigentlich wollte ich am letzten Wochenende LineageOS installieren, hab aber nach 5min in einem Youtubevideo gemerkt, dass ich voll keine Lust auf Technik oder Youtubeanleitungen hab gerade. Auch ok. Im Großen und Ganzen wollte ich das Level an Bildschirmkonsum fortführen.

30 Tage nach Ende des Digital Detoxes
Ich hab anfangs wieder angefangen, in der Arbeit Nachrichten zu checken wenn grad nix passiert, und mich daheim mit wenigen Youtubevideos berieseln zu lassen, in der Woche nach der Zeitumstellung war ich so unglaublich müde und verkatert. Das war meine Ausrede. Es hält sich aber alles in Grenzen. Facebook und Instagram hab ich noch nicht reaktiviert, weil ich grad keine Lust drauf hab. Ein bisschen scroll ich durch shoppingseiten, weil ich ein paar Dinge gern hätt (ein drittes Paar Frühlingsschuhe wär praktisch) aber ich hab keine große Lust drauf. Ich hab ein paar Filme geschaut (aber nicht alle fertig geschaut), um sie anschließend von der Festplatte löschen zu können (dazu später mehr). Das wars eigentlich. Ich wollte zwar gleich noch einen 30-Tage-Detox direkt dranhängen, aber dann doch keine Lust gehabt. Kommt wieder. Vielleicht probier ichs ja auch mal noch länger, aber 30 Tage waren schon auch recht lang.

Hast du auch Erfahrungen damit zu berichten?

30 Tage Digital Detox

Weil ich eigentlich in meiner Freizeit andere Dinge machen will, als stundenlang gelangweilt Youtube zu schauen, mir mit Nachrichten schlechte Laune zu machen und Zeit damit zu vergeuden, sinnlos im Netz herumzuklicken, war ich grantig genug für einen spontanen und wirklich langen Digital Detox.

Es war ja nicht nur die Zeit, die für Dinge draufgegangen ist, die ich eigentlich gar nicht machen wollte (im Vergleich zu anderen Dingen), ich hab auch gemerkt, dass mir der Fokus und die Konzentration abhanden kommt. Ich hab keine Romane gelesen, weil mir die Geduld gefehlt hat für alles, das länger als 2 Seiten ist und ich mich auch irgendwie nicht auf neue Dinge einlassen wollte. Mein Youtube-Konsum hat sich um die ewig gleichen Themen gekreist, und es hat mich sehr gelangweilt.
Im Gegensatz zu „How to break up with your phone“ von Catherine Price habe ich einen kalten Entzug geplant, weil ich aus Erfahrung weiß, dass der bei mir super funktioniert.

Zur Vorbereitung habe ich meine Social Media Accounts auf Null gesetzt. Ich habe alle Gruppen, Abos, Likes und Playlists, Newsletter rausgeschmissen (war sehr meditativ) und schließlich alles was ging deaktiviert oder sogar gelöscht. Ich habe auch Apps gelöscht und mit Leechblock und Stayfocusd diverse Webseiten geblockt. Dann hab ich Ausnahmen definiert (Öffi-Verbindungen nachschauen zB) und mein Vorhaben kommuniziert, damit sich die Leute auskennen. Dabei hab ich unverhofft eine Mitstreiterin gefunden. Ich hab mir auch überlegt, was nach dem Detox passieren könnte: zum Beispiel mein Handy mit einem neuen Google-Account neu aufzusetzen für den noch besseren Neustart und erst dann eine App wieder neu zu installieren oder ein Konto zu aktivieren oder einem Kanal zu folgen, sobald ich es wirklich will/brauche.

„Verboten“ war in den 30 Tagen alles, was mich gerade nervt, berieselt, ablenkt, Zeit raubt, eigentlich gar nicht interessiert, süchtig macht, durch die Kleinteiligkeit meine Aufmerksamkeitsspanne zerfleddert oder schlechte Laune macht. Konkret waren das Youtube, Instagram, Facebook, Twitter, Nachrichten und Zeitung, Zeitschriften und Onlineartikel, Blogs, Newsletter, Foren, PC-Spiele, Filme, Serien, Shoppingseiten, Podcasts am Handy. Außerdem war wieder brav Handyverbot im Schlafzimmer.

Als Disclaimer muss ich dazu sagen, dass ich einige dieser Dienste ohnehin kaum nutze (Facebook nur für Flohmärkte und zwei Farbtypengruppen für Lippenstifttipps, Twitter gar nicht). Serien schau ich sowieso nicht weil mich die nicht interessieren und eine große Cineastin bin ich auch nicht. PC-Spiele spiel ich sowieso immer nur phasenweise. Mein größter Zeitfresser waren Youtube und Nachrichten, letztere machen noch dazu schlechte Laune. Ich hab einfach darauf vertraut, dass die wirklich wichtigen Nachrichten ihren Weg zu mir finden werden (Spoiler: so war es auch) und ich auch nach dem Digital Detox alle Kanal-Namen wieder einfallen, die ich vermisst hab. Handyverbot im Schlafzimmer hab ich immer wieder gehabt und nur die letzten Monate schleifen lassen. Meine Schlafqualität hängt ganz stark davon ab, weil mich Bildschirme am Abend putzmunter machen. Mein ebookreader hat eine sanfte Hintergrundbeleuchtung, hat aber diesen Effekt nicht. Irgendwas ist drin in diesen Handies. Jedenfalls hab ich als Wecker sowieso ein altes Tastenhandy. Ich hab zwar auch mal einen richtigen Wecker probiert, aber der war extrem laut, man hat die Lautstärke nicht regulieren können, und hat geklungen wie ein LWK, der rückwärts über mein Bett fährt. Ich hab dieses widerwärte Scheißding dem ebenfalls widerwärtigen Amzn sowas von zurückgeschmissen. Jawoll.

Erlaubt waren alle wirklich nützlichen Dinge. Chatten, (Video-)telefonieren, Emails, Wege, Öffis, Adressen, Wetter, Ausflugsziele recherchieren, Bank, gezielt Rezepte und Anleitungen suchen, Kalender und schnelle Notizen unterwegs, Spotify. Meine Mitstreiterin hat sogar Chats stark eingeschränkt, das wollte ich in Coronazeiten bewusst nicht.

Wie es mir damit gegangen ist kommt nächste Woche.

Hast du auch schon mal den digitalen Mist stark zurückgefahren?

Neuer Kalender, neues Glück?

Das mit dem Bedürfnis nach Neubeginn, das versteh ich. Menschen brauchen Neustarts, in Religionen sind die nicht ohne Grund institutionalisiert.

Aber das mit Silvester?
Ein neues Jahr dann zu feiern, wenn zB Bäume zum Blühen anfangen, ist nachvollziehbar. Aber mitten im Winter? Wenn der einzige Unterschied zum alten Jahr ist, dass am ersten Jänner alles neblig vom Knallersmog ist und die ganzen Raketenhülsen die Gehsteige und Wiesen verdrecken und alle genervt sind, weil ich Silvesterverweigerer am ersten Jänner um 8 in der Früh gutgelaunt herumhopse?

Vielleicht liegts daran, dass mein Weltbild sehr viel fließender ist, abstrakter und intuitiver. Quantifizierbare Ziele mögen in einigen Fällen und für einige Personen sinnvoll sein, sind aber letzendlich auch nur beliebige Punkte auf einer Linie.
Wie will man persönliches Wachstum überhaupt messen? Ich bin doch kein Mehlsack auf einer Waage.
Und schließlich laufen doch alle konkreten und oft quantifizierbaren Ziele eh auf diese abstrakten Sachen wie Gesundheit, Wohlbefinden, Zufriedenheit, Wissen und Können hinaus.
Klar, ich hab Ziele im Leben, manche davon sogar quantifiziert. Aber ich orientiere mich nicht am Datum.

Sind Jahresrückblick und Jahresmotto eigentlich Bloggerkrankheiten? Ich kenn sonst keinen der das macht. Ich versteh den Sinn dahinter. Ich habs die letzten beiden Jahre ausprobiert, weil ich die Idee so für sich gut finde.

Aber das bin nicht ich.

Zahlt sich denn ein Rückblick überhaupt wirklich so aus? Wie viel hab ich davon tatsächlich mitnehmen können? Der heftigste Fail war ja dieser Monsterrückblick 2014, der sich als Minimalismusadventkalender getarnt und fast unseren Blog zum Einsturz gebracht hat. So viel Arbeit, aber neue Gedanken waren für mich nicht dabei – ich bin ein Mensch der eh dauernd reflektiert und deswegen keine extra Gelegenheit dafür braucht.
Bevor die Jahresmottoitis in all den Blogs ausgebrochen ist, hab ich mich auch ohne Mottos, Vorsätze und Rückblicke entfalten und weiterentwickeln können.

Daher, von mir keinen Rückblick, keinen Ausblick, kein Motto. Alles fließt, alles entspannt 😉

Archetypen: System A – Kibbe (2) Typ rausfinden

1) Mach den Test

Für den Einstieg bietet sich der Test aus dem Forum an (die ersten beiden Links). Er ist gut bebildert und zeigt dir auch gleich, worauf es beim Typisieren ankommt, welche Körpereigenschaften relevant für die Einschätzung sind. Schnapp dir für den Test wen Zweiten, weil die Selbsteinschätzung ja oft schwierig ist.
Zusätzlich zur gefühlsmäßigen Auswertung am Ende vom Test, kannst du auch diese alternative Auswertung machen.
Wichtig: Dieses Testergebnis ist ein erster Anhaltspunkt und muss noch nicht stimmen! Du musst das erst durch systematisches Klamottentesten verifizieren und nicht selten kommt man dann doch auf einen bissl anderen Typen.
Wenn du dann also dein Ergebnis ausprobierst, probier auch diese ähnlichen Kibbetypen mit:

Nachbartypen
Dramatic → SD, DC, FG
Soft Dramatic → D, TR
Flamboyant Natural → SN, N, FG
Natural → FN, SN, D, FG
Soft Natural → FN, N, R, TR, SG
Flamboyant Gamine → DC, G, SG, D
Gamine → SG, FG, C, DC
Soft Gamine → FG, G, R, TR, SN
Dramatic Classic → C, SC, D, FG
Classic → DC, SC, G
Soft Classic → DC, C, SG, R
Theatrical Romantic → R, SD, SN, SG
Romantic → TR, SG, SN, SC

2) Bisherige Erfahrungen

Was sagt dein persönlicher Erfahrungsschatz? In welchen Sachen hast du dich gut oder schlecht gefühlt? Wo gabs viele Komplimente?
Versuch, eine möglichst detaillierte Liste zu machen.
Was sind deine bisher besten Kleidungsstücke? Beschreib sie möglichst genau: Welche Linien siehst du? Welche Schnitte? Welches Muster? Welche Formen? Wenn du Muster beschreibst, sei möglichst detailliert (Größe, Form, Regelmäßigkeit, Farben, Farbkontrast etc.).
Was sind deine Anti-Sachen? Worin hast du dich, vielleicht wider Erwarten, gar nicht wohl gefühlt?
Zwiespalt-Sachen: Was findest du an dir gut, andere an dir aber nicht so? Oder was finden andere an dir gut, du aber scheußlich an dir?
Kannst du dadurch anhand der Empfehlungslisten (s.u.) bestimmte Archetypen schon eher ausschließen, andere dafür in die enge Auswahl nehmen?

3) Vergleiche dich mit anderen

Unterhaltsam und hilfreich kann es sein, sich selbst mal im Kontext der (verifizierten) Kibbetypen zu sehen. Es gibt schon fertige Collagen, in die du einfach dein eigenes Portraitbild (am Besten in Schwarz/Weiß, Farben können von den Linien ablenken) dazu-photoshopst. Zusätzlich, oder alternativ kannst du auch auf der einen Bildschirmhälfte ein aussagekräftiges Bild von dir aufmachen und auf der anderen Bildschirmhälfte die Collagen oder meine pinterest-Sammlungen und dich dann so direkt vergleichen.
Auch wenn du Gruppenfotos mit dir und anderen Frauen drauf daheim hast, kann das hilfreich sein. Welche Unterschiede fallen dir auf? Bist du größer/kleiner oder wirkst du größer/kleiner? Bist du runder, eckiger, weicher, muskulöser etc. als die anderen?

Der Vergleich zeigt nur eine Tendenz an. Selten findet man mit ein bissl Glück ein Promi-Lookalike, was aber auch nix heißen muss. Ich pass bei den Promi-Collagen zu den meisten yin-Typen (R, TR, SN, SG, SC) und wirk fremd bei den ganzen yang-Typen (D, SD, FN, FG, DC). Die größte Ähnlichkeit ist bei mir aber schon bei R und TR da.

4) Verifiziere dein Ergebnis

Ohne dass du konkret die jeweiligen Kleidungsstücke ausprobiert hast, kannst du nicht wissen, ob du wirklich dieser Typ oder ein bissl ein anderer bist.
Du findest hier die Empfehlungslisten für die jeweiligen Typen. Es wäre klug, wenn du dich hinsetzt und dir die für dich relevanten übersetzt, auch wenn dein Englisch gut ist. Sehr hilfreich hab ich auch dieses Dokument gefunden (hier der 3. Link), das einen die Recs direkt nebeneinander vergleichen lässt.
Der Idealvorgang ist, dass du dich genau in die (übersetzten) Recs (Empfehlungen) einliest und versuchst, dich als vollständigen Archetyp XY zu verkleiden. Von Frisur bis Schuhe. Fotografieren und dann am PC in Ruhe vergleichen. Das ist durchaus ein bissi ein Aufwand, aber sehr effizient.
Alles andere dauert halt länger und kann auch zu Fehleinschätzungen führen. Aber ist natürlich auch möglich. Du kannst dir zum Beispiel 1-2 Outfits zusammenstellen, die den jeweiligen vermuteten Archetypen entsprechen (lies dir v.a. die Recs durch und schau nicht auf pinterest!) und mal ein paar Wochen immer wieder anziehen und schauen, was passiert. Du kannst Themenschwerpunkte wählen und die Recs so aufgeteilt nach und nach ausprobieren. Die meiner Meinung nach wichtigsten bzw. aussagekräftigsten Elemente sind Taillenbetonung (keine, leicht, stark?), Position der „Taille“/Gürtel (von Babydoll bis Hüfte), beste Position für Schmuck (Gesichtsnähe, übern ganzen Körper verteilt, auf Bauchhöhe?), Detailmenge (viel Klimmbimm, ein Statementteil, so wenig wie möglich?), Saumlänge (knielang, bodenlang oder egal?). Du kannst auch die Anti-Sachen testen, die du in den Recs jeweils findest.
Es bleibt aber ein Prozess, in dem du sehr viel lernst und dein Typ muss nicht von heut auf morgen feststehen. Bleib offen.

Dinge, die du bedenken musst

  • Fotos machen: Kannst du vorm Spiegel, mit Selbstauslöser oder einer geduldigen Person. Wichtig ist, dass die Kamera auf deiner Schulterhöhe positioniert ist, weil sonst deine Proportionen verschoben werden. Nimm auch deine Brille ab – ich hab das oft nicht gemacht und ärger mich jetzt sehr. Selbst wenn eine Brillenform super passt, Brillen stören beim Beurteilen ganz ungemein. Es hilft, wenn du die Fotos dann zum Beurteilen auch in Schwarz/Weiß-Version photoshopst, Farben können sehr ablenken.
  • Kibbe hat sein Buch „Metamorphosis“ in den 80ern geschrieben und so musst du die Recs auch lesen. Heute trägt ja kaum wer Schulterpolster und die Stoffe haben sich enorm verbessert, sodass es da dank Stretch viel mehr Spielraum gibt. Was er außerdem über Charakter/Persönlichkeit schreibt, bezieht sich auf die Filmrolle!
  • Wir sind derzeit umgeben von Natural-Klamotten. Modeblogs, Pinterest, alles voll mit Natural. Es ist teilweise so schlimm in manchen Geschäften, dass ich als TR echt heulen könnt. Unser Auge ist komplett auf Natural eingestellt. Wir können daher auch unter Umständen nicht so gut sehen, wenn uns Naturalzeugs eigentlich gar nicht steht. Oder wir halten manche Naturalsachen vielleicht für Zeug für unseren nicht-Natural-Archetypen.
  • Grundsätzlich haben wir natürlich unsere Intuition und meist schon so ein Gefühl dafür, was uns ca. steht. Aber da wird so viel reingepfuscht. Es gibt auch den neuropsychologischen Effekt, dass uns gefällt, was wir oft sehen (uns schmecken auch Sachen, die wir oft essen. Nicht umgekehrt!). Nur weil dir also etwas gefällt, muss es nicht sein, dass das auch dein Archetyp ist. (Was nicht heißt, dass du den Stil nicht trotzdem, an deinen Körper angepasst, tragen kannst)
  • Nicht alle Kleidungsstücke kann man immer exakt einem Typen zuordnen. Letztes Jahr zum Beispiel waren sehr viele FG-Sachen in, wo die Schnitte und Muster gepasst haben, aber leider die Stoffe oft viel zu weich und schlabbrig waren. Wenn du also noch auf der Suche nach deinem Typ bist und Sachen probierst, müssen erstmal wirklich alle Eigenschaften abgehakt werden können.

Das mit pinterest…

…ist bei mir eine Hassliebe, wie du weißt. Einerseits das Klischeezeugs, die viele Abendmode. Aber dann halt schon auch hilfreich. Wenn schon pinterest, dann schau dir folgende Boards von Best Dressed an:  „commentary booth“, „body types“, „shopping for your season“ und „know your best hair color“ – die zeigen gute und Antibeispiele. Allerdings weicht das System von Best Dressed leicht von Kibbe ab (basiert nur drauf), sodass ich das nur zum Verstehen des Prinzips, aber nicht für die konkreten Klamottenbeispiele nehmen würde. Bei anderen Boards wär ich prinzipiell vorsichtig, viele davon sind Boards von Leuten, die selber im Lernprozess drin sind. 
Außerdem hat sich auch Vanessa von Stylesyntax überlegt, wie man seinen Kibbetypen am besten findet.

Welche Fragen hast du? Wo bräuchtest du mehr Infos oder Hilfestellung? Wo sind deine Knoten im Kopf?

Wenn du einen Hinweis von mir brauchst, schick mir gern ein, zwei aussagekräftige Fotos von dir (Ganzkörper, normale Indoorkleidung, keine Brille, aus Schulterhöhe fotografiert) per Email, (siehe oben bei Kontakt) dann geb ich dir eine erste spontane Einschätzung. (Privatsphäre und Datenschutz rocken, also keine Sorge 🙂 ).

Dieses Posting ist Teil meines Kleiderschrankprojekts. Das Einstiegsposting zu den Archetypen findest du hier.

Archetypen – System A: Kibbe (1) Einleitung

Ich hab jetzt wirklich lang herumüberlegt, mit welchem System ich anfangen soll. Soll ich mit Kitchener/Northrup anfangen, weil ja jetzt viele schon bei TIB herumgeschaut haben? Und weil es das ursprünglichere System ist?
Kibbe ist aber (in meinen Augen) sehr viel logischer, hat eindeutige Checklisten, ist im Netz weiter verbreitet, es gibt sogar ein Buch und es gibt nur 13 Typen, anstatt die schier unendlichen Mischtypen vom Kitchenersystem.
Diese überschäumende Vielfalt ist meiner Meinung nach gar nicht notwendig, (Weniger ist mehr, oder?) Kibbe funktioniert mit seinen 13 Typen tadellos und ich finde, das System bietet ironischerweise viel mehr Spielraum für Individualität, weil es mit weniger Typen ja entsprechend größer gefasst ist.
Ich würde mit Kibbe beginnen. Erst wenn du Finetuning möchtest oder mehr Inspiration, oder (seltener Fall!) bei Kibbe kein Platzerl findest, würd ich mal zu Kitchener rüberschauen.

Sehr wichtig zu wissen ist: Kibbe ist primär ein Linientypensystem. Kitchener/Northrup/McJimsey (kommt im Anschluss) hingegen scheint mir viel stärker auf Essences zu gehen – Filmrollen. Ich hoffe, dir ist im Stil-Posting der Unterschied klar geworden und wenn ich dann auch auf Kitchener eingeh, wird er sicher noch verständlicher.
Kibbe fokussiert sich also auf Linien, das heißt, dein Farbtyp und deine Filmrolle (=Essence) sind komplett egal. Wir sind wieder bei den Basiskonzepten Linie und Yin/Yang! Vielleicht lies diese beiden Postings jetzt nochmal kurz durch zur Erinnerung. Und vergiss vielleicht erstmal den Truth-is-Beauty-Blog, den darfst du beim Kitchener-Posting dann wieder anschauen.

Die Kibbetypen

Im Kibbesystem gibt es die 5 Grundarchetypen (von Yang nach Yin) Dramatic, Natural, Gamine, Classic und Romantic. Jeden dieser Typen gibt es außerdem noch in einer Yin- und einer Yang-Version (außer Dramatic und Romantic, weil die jeweils schon am Ende der Skala stehen). David Kibbe hat durchaus seine Schrullen, deswegen heißen seine Typen im Endeffekt nicht einfach yang Natural und yin Natural etc., sondern:

Dramatic (D)
Soft Dramatic (SD) – yin Dramatic
Flamboyant Natural (FN) – yang Natural
Natural (N)
Soft Natural (SN) – yin Natural
Flamboyant Gamine (FG) – yang Gamine
Gamine (G)
Soft Gamine (SG) – yin Gamine
Dramatic Classic (DC) – yang Classic
Classic (C)
Soft Classic (SC) – yin Classic
Theatrical Romantic (TR) – yang Romantic
Romantic (R)

Nicht missverstehen: Diese Liste ist nicht exakt von Yang nach Yin geordnet! Man kann da nicht mehr so leicht eine Liste machen, es ist eher ein Netz. Ach, ich werd da noch eine Schmierpapierillu nachreichen.

Wie schauen diese Typen aus?

Die Grundtypen haben alle bestimmte Körpereigenschaften, woraus sich Empfehlungen ableiten lassen.
Dramatics sind groß, säulenartig und haben scharf geschnittene und/oder markante Gesichtszüge. Entsprechend gibt Kleidung diese Säulenhaftigkeit und Edgyness wieder.
Naturals sind eher groß, haben eine T-Silhouette (starke Schultern) und freundliche, natürliche Gesichtszüge. Die Kleidung ist relaxed, locker und lässig.
Gamines sind wilde Mischungen aus Yin- und Yang-Linien und haben einen kompakten Körperbau. Auch ihre Kleidung besteht aus wilden Mixen und kompakten Schnitten.
Classics sind genauso wie ihre Kleidung symmetrisch und elegant understated.
Romantics sind eher kleiner, kurvig und weich. Ihre Kleidung gibt das mit vielen runden Linien und weichen Stoffen wieder.

Die Grundtypen kippen entweder in den Romantic (yin) oder in den Dramatic (yang) rein. (Die wenigsten Menschen finden sich in N, G oder C wieder)

Bei der yang-Version (Dramatic-Einfluss: Flamboyant/Theatrical/Dramatic) passiert immer das:
Linien im Körper werden eine Spur yangier: leicht schärfer geschnittene Gesichtszüge, breitere Schultern oder säulenartigerer Körperbau, Knochenbau mit mehr Substanz oder schärfer geschnitten, geradere Taille, größer oder wirkt größer.
Muster werden eine Spur größer und eckiger, Stoffe eine Spur steifer, Schnitte geradliniger (Taillenbetonung wird unwichtiger), Linien schärfer (eckiger, spitzer), Kontraste stärker.

Ein Romantic-Einfluss (yin-Version/“Soft“) macht auch immer dasselbe:
Linien im Körper werden eine Spur weicher: weichere, runder geschnittene Gesichtszüge, weicheres „Fleisch“, kurviger (= schmälere Taille, runderes Becken), zierlicherer (einzelne Knochen) und/oder breiterer Knochenbau (Silhouette), kleiner oder wirkt kleiner.
Muster werden eine Spur kleiner und runder, Stoffe weicher, Schnitte kurviger und runder (Taillenbetonung wird wichtiger), Linien sanfter, Kontraste schwächer.

Natürlich macht es einen Unterschied, wie yin oder yang der Basistyp ist, von wo man ausgeht. Ein Theatrical Romantic ist ein Romantic, der eine Prise Dramatic abbekommen hat, aber deswegen wird die Taillenbetonung nicht unwichtig (ganz im Gegenteil!), dafür ist er noch viel zu yin. Ein Soft Dramatic hat ein bisschen Romantic abbekommen, aber kann sichs aussuchen, ob Taillenbetonung oder nicht.

TiB-Leser werden sich fragen: Wo sind Ingenue und Ethereal hin?
Ich persönlich bin ja zwiegespalten. Rachel von TiB ist ja sehr begeistert vom Kitchenersystem (das 7er System mit der freien Mischbarkeit) und ich verstehe, warum sie das ist. Ich verstehe aber auch die Gründe, warum die beiden aus dem Kibbesystem rausgeflogen sind. Ingenue ist so eine Sache. Meine Ingenue-Portion macht letztlich doch überhaupt keinen Unterschied bei meinem Linientypen (Theatrical Romantic). Oft verwächst sich Ingenue außerdem zwischen 20 und 30 Richtung Romantic und ursprünglich wurde Ingenue sowieso eher als Romantic-Version für junge Mädchen gehandhabt. Auch Ethereal ist umstritten (hier in den Kommentaren).

Im nächsten Teil zeig ich dir, wie du deinen Typ rausfinden kannst.

Inhaltsverzeichnis zu Kibbe
(1) Einleitung
(2) Typ rausfinden
(3) Umsetzung