Wäsche waschen, minimalistisch

Da ich herkömmliches Waschmittel nicht vertrage, habe ich bereits Allergikerwaschmittel und Waschnüsse probiert. Da Waschnüsse eher problematisch sind*, benutze ich derzeit erfolgreich ein simples, billiges, verträgliches und selbstgemachtes Waschmittel.

Folgende Zutaten werden 1:1 gemischt:
  • Kernseife, geraspelt (oder Seifenflocken)
  • Kristallsoda

Dosierung: 1-2 EL ins Waschmittelfach
Außerdem empfehlenswert: einen guten Schluck Essig ins Weichspülerfach.

Nichts einfacher als das!

Kann auch als Universalputzmittel benutzt werden. Sauer (Schuss Essig oder etwas Zitronensäure) gegen Kalk, alkalisch (Schuss Natron oder etwas mehr Soda) gegen Fett. Von mir bereits erfolgreich für Geschirr, Fliesen, Laminat und die Dusche verwendet.


*Seit die Nachfrage nach Waschnussschalen in Europa so hoch ist, werden diese Schalen in den Herstellerländern immer teurer. Die Menschen dort müssen dann auf billige industrielle Waschmittel zurückgreifen, die wegen fehlender Standards umweltschädlich und gesundheitsgefährdend sind. Angeblich sollen Waschnüsse sich auch nicht so gut mit unseren Kläranlagen vertragen.

Weihnachtsinspiration: keine Weihnachtsmärkte

Ach, der Advent! So romantisch, kuschelig und kekskrümelig! Und die Weihnachtsmärkte, voll mit Glitzer, Filz und Keramik. Nach der Arbeit Punsch trinken gehen und dabei an Seifen schnuppern. Ich glaube, die meisten Menschen mögen Weihnachtsmärkte.

Ich gehe jetzt daher mutig das Risiko ein, dass so mancher Leser nach der Lektüre dieses Beitrages seine Menschenbewertungsskala nimmt und mich einige Punkte nach unten reiht.

Denn: Ich mag keine Weihnachtsmärkte.

Christkindlmärkte – Zutaten:
500g überteuerte lieblose Massenware
250g Zucker in wenig wohlschmeckender Form
175g Alkohol mit unkreativen Aromastoffen
mit 5EL nerviger Zwangsbeschallung (etwa die Aprés-Ski-Version von Last Christmas) abschmecken
gut durchmischen und für 4 Stunden ins Gefrierfach stellen
 
Vermutlich sind Weihnachtsmärkte tatsächlich nur mit einem mindestens moderaten Alkoholpegel zu ertragen. Eine Ausnahme könnten liebevolle Kunsthandwerksmärkte sein, aber finde die mal.
Dieses Jahr mache ich einen großen Bogen um Weihnachtsmärkte.

Statt dessen werde ich die Quintessenz der Weihnachtsmärkte (Freunde, Punsch und Kekse) zu mir nach Hause verlagern 😉 – konsumfrei, lastchristmasfrei und viiieeeeel gemütlicher!

Machst du mit?

Kosmetik, minimalistisch: Duft

Ich habe mir versehentlich das Duften abgewöhnt.

Als ich mit 17 Neurodermitis bekam, musste ich auf duftfreies Allergikerwaschmittel umsteigen. Schon nach ein paar Monaten fand ich Waschmittelgeruch seltsam. Mit 19 stieg ich auf Naturkosmetikprodukte um, die meist milder und natürlicher beduftet werden und fand bald den Geruch konventioneller Produkte nicht mehr gut. Vor zwei Jahren habe ich schließlich einige Monate lang das Waschen mit Lavaerde (die ja nach nichts riecht) ausprobiert.

Seither ekelt es mich vor fast allen Düften in Kosmetik. Oft wird mir sogar übel oder ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich die Gerüche längere Zeit in Gesichtsnähe habe.

Zum Glück gibt es parfümfreie Produkte zu kaufen. Beispiele für Firmen, die solche Produktlinien anbieten sind Balea, Alverde, Seba med, Logona und Lavera – und im Internet findet man noch viel mehr.

Es ist aber nicht nur das Fehlen des Geruchs, das mich entzückt. Parfümfreie Kosmetik erhellt mein Herz auch durch das reduzierte Produktangebot (meist gibt es ein Schampoo, eine Tagescreme usw), das oft puristische Design und die meist kurzen Inhaltsstofflisten (da im Zielpublikum Allergiker und sehr sensible Häute sitzen).

Parfümfreie Kosmetik: Kein Duft, wenige schlichte Inhaltsstoffe, cleanes Design und eine überschaubare Produktpalette – puristisches Herz, was begehrst du mehr?

Übrigens ist auch meine selbstgemachte Kosmetik parfümfrei. Meist verwende ich sogar extra desodorierte oder raffinierte Öle und Fette. Kokosöl beispielsweise riecht mir nativ schon zu stark, so sensibel ist meine Nase geworden!

Ich frage mich, warum eigentlich immer alles nach etwas riechen muss. Scheinbar ist es nicht erlaubt, wenn Dinge und Personen einfach nach Mensch, nach Wiese, nach Holz oder nach Regen riechen. Ironischerweise imitieren Raumsprays, Duftkerzen und Kosmetik meist „die Natur“ in ihren Gerüchen. Eigentlich absurd, oder?

Ich habe in einem Buch etwas gelesen, das mich sehr nachdenklich gemacht hat. Es ging in diesem Abschnitt um einen Briten, der in den 1950ern als Kind in einem afrikanischen Stamm sozialisiert und plötzlich eingefangen und zurück nach Großbritannien gebracht wurde.

Now he had to bathe with soap, „an offensive smell“ which was alien and disorienting and distanced him from „the smell of being“. „Once you start using soap,“ he said woefully, „you lose your sense of smell. You can’t smell what grass it is. You can’t smell what time of the day it is. Finally,“ said Tony after a pause, „you adapt.“ (Susie Orbach: Bodies, S. 29)

Kosmetik, minimalistisch: Erfolge und Misserfolge

Als Anregung für euch, selbst herumzuexperimentieren!

Erfolge

Multitasker – weniger Zeug, das herumsteht
  • Haarschampoo = Duschgel
  • Haarbalsam = Rasiergel
Inhaltsstoffminimalismus
  • Wollfett/Lanolin als Lippenpflege
  • nur noch mit Wasser duschen (außer Achseln) 
  • DIY Deocreme aus 3 Zutaten (Natron, Sheabutter, Mandelöl)
  • unbeduftete Produkte
Verzicht auf Produkte, Produktgruppen und Anwendungen – weil ich sowieso keine Lust drauf hab
  • kein Parfum
  • kein Makeup (kleine Ausnahme: gelegentlich Augenbrauenstift und getönten Lipbalm)
  • kein Nagellack
  • kein Deo (im Winter)
  • im Winter rasiere ich mir nur alle paar Wochen die Beine
  • meine Haut creme ich nur bei Bedarf ein und auch nur die betreffenden Stellen
  • ich dusche nicht täglich (und stinke trotzdem nicht)


Fails

Multitasker
  • 1 Creme für den ganzen Körper (Gesicht und Körper wollen leider Verschiedenes)
  • Haarschampoo = Gesichtswaschgel (zu stark fürs Gesicht) 
  • Deo = Zahnpasta (Wenn man Natron alleine als Deo nimmt, geht das tatsächlich, aber s.u.)
Inhaltsstoffminimalismus
  • Gesicht nur mit Wasser reinigen (trocknet meine sensible Haut aus)
  • Haare nur mit Wasser reinigen (dafür ist meine Kopfhaut zu fettig)
  • Lavaerde und Natron zum Haarewaschen (durchwachsene Ergebnisse, Patzerei)
  • Öl auf die feuchte Haut statt Creme (in meine Haut zieht nicht mal das leichteste Öl ein)
  • Natron alleine als Deo (gute Wirkung aber mit Fett vermischt ist die Handhabung angenehmer)
Verzicht auf Produkte, Produktgruppen und Anwendungen
  • ich mag meine Augenbrauen doch gezupft lieber und mit glatten Achseln brauche ich meistens kein Deo
  • komplett ohne Cremes geht es nicht, obwohl meine Haut meistens nichts braucht
  • ohne Conditioner oder etwas vergleichbares geht es bei meinen langen Haaren auf Dauer nicht
  • Gelegentlich verwende ich einen Augenbrauenstift und einen getönten Lipbalm, genau genommen bin ich daher nur zu 99% make-up-frei 😉

Mein zahlenmäßige Ergebnis ist übrigens:


2 Schampoos, 2 Haarspülungen, 1 Seife fürs Waschbecken, 1 Reinigungsfluid (Gesicht), 1 Körperbutter, 1 Gesichtscreme, 1 Deocreme, 2x Lippenbalsam (1x getönt), 1 Augenbrauenstift, 1 Zahnpasta.

Und vermutlich ginge noch weniger 😉 
(zB: 1 Dusch-Schampoo, 1 Creme, 1 Deo, 1 Zahnpasta.)

Die Geschichte meiner Mikrowelle

Ich hab nie großartig über Mikrowellen nachgedacht. 
Bis ich 15 war hatte meine Familie keine. Milch wurde am Herd aufgewärmt, Essen im Backrohr aufgetaut. Dann hat mein Vater eine Mikrowelle gekauft, die zuerst von allen kritisch beäugt wurde, aber ziemlich bald nach dem Kauf wurden Kakao, Gefrorenes und sogar Teewasser nur noch in die Mikro gestellt. Als ich drei Jahre später in meine Studentenwohnung zog, wurde natürlich eine Mikrowelle gespendet – ob ich sie tatsächlich brauche, darüber hab ich gar nie nachgedacht. Es hat ja einfach jeder eine Mikrowelle zuhause.5 Jahre lang hat sie mir Milch und Teewasser gewärmt und mein Chili aufgetaut. 
Bis mir eingefallen ist, dass das alles doch mein Herd auch kann!

Also hab ich meine Mikrowelle probeweise verräumt und ausprobiert, ob ich auch ohne sie auskomme. Da ich in einer alten Wohnung wohne, waren Dinge wie Milchkännchen (aus hellblauem Emaille, original 60er) und Wasserkessel sogar schon vorhanden – wobei es in beiden Fällen ein schlichter Kochtopf genauso, bzw. beim Wasser ein Wasserkocher energiesparender tut. Mein portionsweise eingefrorenes Chili taue ich zuerst über Nacht im Kühlschrank, dann tagsüber heraußen und schließlich im Kochtopf auf. Die inkludierte Grillfunktion hatte sich ja als nutzlos herausgestellt – so selten wie ich mir Toasts mache, tut es mein Backrohr auch und Popcorn mache ich im Kochtopf, wo es mir auch viel besser gelingt.


Meine Mikrowelle steht seit 8 Monaten dort oben. Würde sie nicht zur Wohnung gehören, hätte ich sie längst verkauft.

Mir persönlich waren nicht nur der gewonnene Platz auf der Anrichte und das in Zukunft gesparte Geld wichtig, sondern auch der Hintergrund der Herstellung. 
Meine Mikrowelle besteht hauptsächlich aus Blech und Plastik, Elektronik und dem Drehteller aus Glas. Für sie musste Bauxit abgebaut und mit viel Energie aus Erdöl oder Kohle zu Aluminium verarbeitet werden. Für das Bauxit wurde wahrscheinlich Regenwald gerodet und Einheimische/Ureinwohner zwangsumgesiedelt. Das Plastik wurde aus Erdöl hergestellt, die Elektronik braucht Seltene Erden, wegen denen in den Abbaugebieten Bürgerkriege geführt werden. Weitere Schlagworte: fehlende Sozialversicherungen, hoher Energie- und, Wasserverbrauch, fehlende Sicherheitsbestimmungen. Und was passiert, wenn die Mikrowelle nach ein paar wenigen Jahren aufhört, zu funktionieren?

Die Mikrowelle war bei uns in ihrer Durchsetzungskraft eine ziemliche Erfolgsgeschichte, obwohl wir davor gar nicht wussten, dass wir sie brauchen. Weniger erfolgreiche Geschichten in meiner Familie waren etwa die von Sodastream (keiner bei uns mag Kohlensäure), dem Teekocher (Teewasserkochen und Teeziehen in einem! Nur: wer mag schon 10min gezogenen Grünen Tee?), oder der Popcornmaschine (good old 90ies: das Popcorn schmeckte nach Schmieröl und wir kehrten zum großen Kochtopf zurück).

Vor allem seit dieser Erkenntnis überlege ich noch schärfer als bisher, ob ich bestimmte Dinge wirklich brauche und mach mir ein kreatives Spiel daraus, bei Gegenständen aus meinem Besitz auszutesten, ob ich sie vermissen würde und welcher Gegenstand die meisten Funktionen besitzt (und damit auch andere ersetzen kann).