Update: Minimalismus

2019 oder so hab ich das 30 days minimalism game gespielt und bin bis Tag 17 gekommen (17 Silikonschnupse von In-Ears). Ich würd sagen, ich hab seit vielen Jahren mein Wohlfühlminimum erreicht und halte es gut. Ich miste halt auch gern aus.

Meine Wohnung ist deswegen aber nicht kahl. Besucher:innen sagen immer, sie ist luftig, aber gemütlich und „pinterestable“ („instagrammable“?). Ich habe sehr wenige Möbel, im Wohnzimmer steht an Aufbewahrungsmöbel zB nur ein schmales Bücherregal, das eigentlich ein Badregal ist und ca. 30 Bücher enthält und ein kleiner Schrank, wo 10 Aktenordner und zwei Schachteln mit dem ganzen Technikgekabel reinpasst. Mein Couchtisch hat zwei kleine Schubladen, in der einen ist mein ganzen Schreibzeug, in der anderen Taschentücher und Ladekabel.
Ich hab viel Holz und Pflanzen, aber wenig Deko. Den Stil würde ich als Wiener Biedermeier/Gründerzeit-ArtDeco-Industrial mit ein bisschen Japan und einem Hauch von Ikea bezeichnen, weil Ikea ist leider manchmal unvermeidbar. Die Farben sind allerdings recht ruhig, viel dunkles Holz, viele grüne Pflanzen, Schwarz und Weiß, ein bisschen Nachtblau, ein bisschen Dunkelrot, viele Messingakzente. Ich glaube, ich hab ganz früher mal so einen wirklich schlichten minimalistischen Einrichtungsstil haben wollen, aber ich hab gemerkt, dass man den nicht haben braucht, nur weil man wenig Zeug besitzt.

Ich schau immer noch gern Ausmistvideos und bedauere es, dass ich den Krempel den ich hab, leider wirklich brauch. Vielleicht zeig ich euch ja mal ein paar kleine Ausschnitte, vielleicht aber auch nicht. Der INTP zieht sukzessive bei mir ein, nach fast 12 Jahren Beziehung sind wir offenbar bereit für den nächsten Schritt. Nur ned hudln. Und mit ihm kommt glücklicherweise kaum Zeug, aber viele Kameras und noch mehr Objektive. Ich kenn mich ja nicht aus, aber manche Objektive schauen aus wie Häferln. Es gibt auch Häferln die schauen aus wie Objektive. Wenn ich nicht so ungern sinnlosen Scheiß kaufen würd, würd ich gern so ein Objektivhäferl kaufen, nur um seinen Gesichtsausdruck zu sehen, wenn ich vor seinen Augen da einen Tee eingieß.

Neuer Kalender, neues Glück?

Das mit dem Bedürfnis nach Neubeginn, das versteh ich. Menschen brauchen Neustarts, in Religionen sind die nicht ohne Grund institutionalisiert.

Aber das mit Silvester?
Ein neues Jahr dann zu feiern, wenn zB Bäume zum Blühen anfangen, ist nachvollziehbar. Aber mitten im Winter? Wenn der einzige Unterschied zum alten Jahr ist, dass am ersten Jänner alles neblig vom Knallersmog ist und die ganzen Raketenhülsen die Gehsteige und Wiesen verdrecken und alle genervt sind, weil ich Silvesterverweigerer am ersten Jänner um 8 in der Früh gutgelaunt herumhopse?

Vielleicht liegts daran, dass mein Weltbild sehr viel fließender ist, abstrakter und intuitiver. Quantifizierbare Ziele mögen in einigen Fällen und für einige Personen sinnvoll sein, sind aber letzendlich auch nur beliebige Punkte auf einer Linie.
Wie will man persönliches Wachstum überhaupt messen? Ich bin doch kein Mehlsack auf einer Waage.
Und schließlich laufen doch alle konkreten und oft quantifizierbaren Ziele eh auf diese abstrakten Sachen wie Gesundheit, Wohlbefinden, Zufriedenheit, Wissen und Können hinaus.
Klar, ich hab Ziele im Leben, manche davon sogar quantifiziert. Aber ich orientiere mich nicht am Datum.

Sind Jahresrückblick und Jahresmotto eigentlich Bloggerkrankheiten? Ich kenn sonst keinen der das macht. Ich versteh den Sinn dahinter. Ich habs die letzten beiden Jahre ausprobiert, weil ich die Idee so für sich gut finde.

Aber das bin nicht ich.

Zahlt sich denn ein Rückblick überhaupt wirklich so aus? Wie viel hab ich davon tatsächlich mitnehmen können? Der heftigste Fail war ja dieser Monsterrückblick 2014, der sich als Minimalismusadventkalender getarnt und fast unseren Blog zum Einsturz gebracht hat. So viel Arbeit, aber neue Gedanken waren für mich nicht dabei – ich bin ein Mensch der eh dauernd reflektiert und deswegen keine extra Gelegenheit dafür braucht.
Bevor die Jahresmottoitis in all den Blogs ausgebrochen ist, hab ich mich auch ohne Mottos, Vorsätze und Rückblicke entfalten und weiterentwickeln können.

Daher, von mir keinen Rückblick, keinen Ausblick, kein Motto. Alles fließt, alles entspannt 😉

#Konsumauszeit – ich bin draußen

Leute, ich bin draußen.

Weil ich es gestern auf Twitter gesagt hab und das eine Erklärung braucht, kommen halt heute mal zwei Postings an einem Tag. Soll passieren.

Ein hübscher BH in Nachtblau hat den Ausschlag gegeben. Ich finde nicht so einfach BHs in meiner Größe (ich brauche Unterbrustweite 60, in 70 kann ich hinten ein Mascherl reinmachen), meistens muss ich bestellen. Da lass ich mir doch so einen Fund nicht so einfach durch die Lappen gehen.

aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Meine Konsumauszeit ist keine Pause, sondern nur aufgeschobener Konsum. Unbedachter Konsum ist derzeit eh nicht drin und da bin ich auch nicht mehr so anfällig, dass es mich stören würde.
Ich hab eine kurze Liste an Dingen, die ich brauch. Zum Beispiel eine Prägemaschine, mit der man Buchstaben in schwarze Klebestreifen reinprägt, und damit Sachen beschriften kann. Meine Sammlung an ähnlich aussehenden Pulvern in Gläsern ist gewachsen und ich möchte nicht Geschirrspülersalz mit Natron verwechseln oder die Zitronensäure mit Badesalz. Natürlich könnte ich erstmal die öden Etiketten zum händischen Beschriften verwenden – aber nur, um sie dann eh drei Wochen später durch die Prägeetiketten zu ersetzen?
Den aufgeschobenen Konsum möchte ich außerdem nicht im Dezember nachholen müssen, wenn alle Welt wahnsinnig wird.

Morgen geh ich mir daher die Prägemaschine kaufen und hol mir vielleicht noch einen BH. Ich werde die ganzen Flohmärkte genießen, die die sich jetzt im Herbst häufen und ja, ich werde mir Gewand kaufen, und wenn ich was finde, auch in den normalen Geschäften. 

Sinn der Konsumauszeit für mich

Ich hab halt mal mitgemacht. Mit der Option im Hinterkopf, das Projekt auch wieder sein zu lassen. Mir war von Anfang an klar, dass das eigentlich eine Schnapsidee ist. Ich muss derzeit sowieso sparen, unbedachter Konsum ist von vornherein nicht drin. Und das schon seit längerer Zeit. Shoppen ist absolut nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Die Sachen aus meiner Liste brauch ich tatsächlich. Ok, Essen gehen muss ich mir verkneifen, aber das reicht für mich einfach nicht aus, um jetzt gleich eine Konsumauszeit draus zu machen. Das ist einfach zu wenig.
Es gibt andere Bereiche, wo ich für mich sinnvollere Projekte draus machen kann und vielleicht auch drüber blogge, wir werden sehen. 

Ja, mehr gibts einfach nicht zu sagen. Für mich hat die Konsumauszeit grade einfach echt keinen Sinn. Aber ich beobachte die anderen Blogger weiterhin und lass mich inspirieren.


Was denkst du drüber?

Das neue Biedermeier

In Kommentaren zu Frau Dingdongs Gedanken zu Minimalismus und Konsumauszeit fragte Nanne, was Sabrina und ich mit dem Rückzug ins Private, den wir wahrnehmen, meinen.
Statt das nur in einen Kommentar zu packen, hab ich gedacht, ich antworte gleich hier im Blog.

Das mit dem neuen Biedermeier nehme ich schon seit Jahren so wahr. Generell. Was im 19. Jh. die starke Zensur ist heute die Verunsicherung und Überforderung mit Wirtschaftskrise, politischen Problemen, diversen Umbrüchen.
Was im Biedermeier der Rückzug ins traute Heim, die Picknicks, die Romantisierung des Landlebens und vergangener Zeiten (Mittelalter), die Naturgedichte waren, sind heute ebenfalls der Rückzug ins traute Heim (allein die schiere Unmenge an Einrichtungsblogs!), die Romantisierung vergangener Zeiten (Mitte des 20. Jahrhunderts: (Ur-)Omas Zeiten) und des Landlebens (Stadtflucht junger Familien, Auflagenzahlen von Magazinen wie „Landlust“ – die häufig nur verträumt konsumiert werden, deren Inhalt aber nie umgesetzt wird).
Auch den Minimalismus in der heutigen Ausprägung seh ich darin verortet. Klar, es ist auch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis immer mehr Menschen mit dem Überkonsum überfordert sind, völlig übersättigt. Aber die derzeitig vorherrschende Ausprägung vom Minimalismus bleibt hauptsächlich auf der Ebene von Besitztümern, von Zeug. Das traute Heim wird entrümpelt. Der Fokus bleibt biedermeierlich im Dunstkreis von „ich, meine Familie, mein engster Vertrautenkreis“.
Auf der Strecke bleibt die Interaktion mit der Außenwelt. Politisches und gesellschaftliches Engagement.

Was denkst du drüber?

Konsumauszeit: Woche 1

Meine erste Tat diese Woche war, am ersten November mit meinen Neffen und meiner Nichte intensiv und völlig konsumfrei in einer alten Burgruine Laubrascheln zu gehen.

Dann hab ich noch am selben Abend eine Liste angefangen mit Zeugs, das ich im Dezember dann kaufen muss oder möchte. Ähm ja. Natürlich hat man dann 4 Wochen Zeit, um über diese Kaufvorhaben zu reflektieren, aber auch aufgeschobener Konsum ist Konsum.
Und dann hab ich 250 Euro abgehoben. Jede Woche tu ich 50€ ins Geldbörsel. Weitere 50€ sind Notfallgeld.
Das war also meine Vorbereitung für dieses Monat.

Ok, ich hab auch eine Inventur gemacht von den Vorräten an Essen, die da sind und mir lose im Kopf ein paar Rezeptideen ausgedacht. Zwar hab ich die Vorräte sogar auf eine Liste geschrieben, aber den Zettel danach wieder weggeworfen. Ich brauch keine Inventarliste.

Die Brauch es auf Challenge wurde zwar von der Küchenrenovierung gedanklich und blogglich jäh unterbrochen, geht aber in dieser Konsumauszeit automatisch weiter. Da ich den gesamten Oktober keinen Herd hatte, war es nicht weit her mit dem Vorräte aufbrauchen.

Die Suche nach einem Wintermantel war zwar erfolglos (weder Schnitte, noch Stile stehen/passen mir, ich war ziemlich sehr grantig) – aber dafür hab ichs dann doch beim Änderungsschneider versucht. Der mal geschaut und mir den fehlerhaften Part für einen Zehner ausgetauscht hat. Man darf nicht so pessimistisch sein.

Trotzdem bin ich nach wie vor am Zweifeln, ob das wirklich so der gute Zeitpunkt für das Projekt ist. Wie Pia von Malmini hier auch schreibt, ist der unbedachte Zwischendurchkonsum für mich schon so lange kein Thema mehr. In den ersten zwei Semestern in Wien, wo ich plötzlich so viel Taschengeld gehabt hab wie nie zuvor, war ich schon noch gern shoppen. Es war was Neues, Tolles, Glitzerndes, Glänzendes, die Einkaufsstraße gleich ums Eck zu haben und Goth-Klamotten, hierzulande auch Gruftigwand genannt, nicht mehr bestellen zu müssen.
Aber Shoppen gehen ermüdet mich unglaublich. Überstimulation, Menschen, Herumrennen, Anprobieren, Kassastehen, drinnen heiß, draußen kalt, schlechte Luft, Augenbrennen… Es war der nervige Mittel zum Zweck, schöne oder notwendige Sachen zu besitzen. Und wie ich dann 2009 begonnen hab, radikal auszumisten – bin ich denn blöd dass ich mir wieder Zeug kauf?
Konsumauszeit? Im Gegenteil. Ich hab mich in den letzten Monaten zwingen müssen, endlich Gewand kaufen zu gehen, weils so bitter nötig ist. Jetzt falle ich nur in den alten Modus zurück. (Wobei zugegeben eines schon hart für mich ist: nicht Essen gehen.)

Es ist eigentlich absurd, wieso brauchen Minimalisten eine Konsumauszeit? Das fragt sich auch jemand auf Twitter. Ich brauch die eigentlich nicht und sicher die anderen im Grunde auch nicht wirklich. Aber es ist ein Projekt, das weite Kreise ziehen kann und Nichtminimalisten zum Nachdenken und Experimentieren anregt. (Nachtrag: lies mal, was Karo dazu denkt!)
Und ich spar mir meine Küche wieder rein. Auch fein.

Jedenfalls diese Sachen, die ich benötige (Gewand), gibts im Dezember auch noch. Hoffentlich. Vielleicht meine Farben dann sogar in größerer Menge? Im Oktober hab ich schon einige Kleidungsstücke gekauft, die ich eh erst in das Konzept meines Kleiderschrankinhalts integrieren muss. Das könnte ich dieses Monat machen. So eine Art „shop your closet“. Hmmm…. ja, ok, ich bleib also auch in Woche 2 noch bei der Konsumauszeit. Die bei mir ja ein Sparmonat ist.

Und der Sparmonat ist so lala gegangen. Zuerst hab ich gedacht, ich schaffs tatsächlich mit den 50€ diese Woche. Aber dann ist mir einmal Fortgehen und eine dringend benötigte Massage für meinen renovierungsgeplagten Problemrücken dazwischengekommen und somit sinds 85€ für diese Woche, 30€ davon für Lebensmittel (Fortgehen exklusive).

Naja. Machst du auch mit und wenn ja, wie ist es bei dir so gelaufen?