Neuer Kalender, neues Glück?

Das mit dem Bedürfnis nach Neubeginn, das versteh ich. Menschen brauchen Neustarts, in Religionen sind die nicht ohne Grund institutionalisiert.

Aber das mit Silvester?
Ein neues Jahr dann zu feiern, wenn zB Bäume zum Blühen anfangen, ist nachvollziehbar. Aber mitten im Winter? Wenn der einzige Unterschied zum alten Jahr ist, dass am ersten Jänner alles neblig vom Knallersmog ist und die ganzen Raketenhülsen die Gehsteige und Wiesen verdrecken und alle genervt sind, weil ich Silvesterverweigerer am ersten Jänner um 8 in der Früh gutgelaunt herumhopse?

Vielleicht liegts daran, dass mein Weltbild sehr viel fließender ist, abstrakter und intuitiver. Quantifizierbare Ziele mögen in einigen Fällen und für einige Personen sinnvoll sein, sind aber letzendlich auch nur beliebige Punkte auf einer Linie.
Wie will man persönliches Wachstum überhaupt messen? Ich bin doch kein Mehlsack auf einer Waage.
Und schließlich laufen doch alle konkreten und oft quantifizierbaren Ziele eh auf diese abstrakten Sachen wie Gesundheit, Wohlbefinden, Zufriedenheit, Wissen und Können hinaus.
Klar, ich hab Ziele im Leben, manche davon sogar quantifiziert. Aber ich orientiere mich nicht am Datum.

Sind Jahresrückblick und Jahresmotto eigentlich Bloggerkrankheiten? Ich kenn sonst keinen der das macht. Ich versteh den Sinn dahinter. Ich habs die letzten beiden Jahre ausprobiert, weil ich die Idee so für sich gut finde.

Aber das bin nicht ich.

Zahlt sich denn ein Rückblick überhaupt wirklich so aus? Wie viel hab ich davon tatsächlich mitnehmen können? Der heftigste Fail war ja dieser Monsterrückblick 2014, der sich als Minimalismusadventkalender getarnt und fast unseren Blog zum Einsturz gebracht hat. So viel Arbeit, aber neue Gedanken waren für mich nicht dabei – ich bin ein Mensch der eh dauernd reflektiert und deswegen keine extra Gelegenheit dafür braucht.
Bevor die Jahresmottoitis in all den Blogs ausgebrochen ist, hab ich mich auch ohne Mottos, Vorsätze und Rückblicke entfalten und weiterentwickeln können.

Daher, von mir keinen Rückblick, keinen Ausblick, kein Motto. Alles fließt, alles entspannt 😉

Ode an die Technik von Gestern

Ich liebe Technik von Gestern.
Dabei rede ich nicht von Vorgestern. Ich red nicht von Waschrumpeln und anderem mühseligen Zeug. (Auch wenn es durchaus sehr geniale Low Tech Sachen von vorgestern gibt, die auch heute noch kaum verändert rocken)
Ich rede von Technik, die nicht am allerneuesten Stand der Möglichkeiten ist, nicht fancyfancyblingbling, aber trotzdem solide ihren Dienst tut.

Ich rede von meinem sechseinhalb Jahre alten mp3-Player, der 60 Stunden Akkulaufzeit hat (jetzt vielleicht noch 50) und ein kleines Display, das genau das anzeigt, was es anzeigen soll: Text. Er kann Formate wie .ogg und .flac abspielen, aber auch jene von Apple. Obwohl er theoretisch auch Flash-Videos abspielen kann, ist er kein fancy Mediencenter – man sieht ja auf diesen Videos fast nix.
Was soll ich mit all den heutigen, die müde 15-20h Akkulaufzeit haben, meist nur wenige Formate abspielen können, aber dafür lauter Features draufhaben, die ich alle nicht brauch? Ausnahmen, die ich mir tatsächlich kaufen würde, gibt es kaum, welche die ich mit gutem Gefühl kaufen würde, derzeit keine.

Ich rede von meinem alten E-Bookreader, der noch Tasten hat und nicht mit Wischerei bedient wird. Er tut was er soll: Ich kann damit ebooks lesen und mir Onlineartikel draufschicken um sie offline lesbar zu machen. Er schont meine Augen, er ist mobil. Ich kann die Bedeutung mir unbekannter englischer Wörter abrufen.
Ein Upgrade auf Wischbarkeit ist für mich einfach nicht sinnvoll. Statt klicken wische ich. Statt mit dem curser schnell zu dem Wort zu klicken, das ich doch mal nachschlagen will, tapse ich drauf, nur minimal schneller und ich bin sowieso immer zu faul um irgendwas nachzuschlagen. Es bringt nichts.

Oh und meine Akustikgitarre. Sie ist 30 Jahre alt, gehört glaub ich eigentlich meiner Schwester. Klar war ich mir mit 15 viel zu cool für sowas Spießiges wie Akustikgitarren oder – noch schlimmer: ein Klavier. Aber meine e-Gitarre hab ich seit 10 Jahren nicht mehr angegriffen. Ich hab irgendwann eingesehen, dass ich beim Musikmachen ein Akustikgitarrenmädchen bin und aus mir niemals ein Punkrockbalg oder eine Metalbraut wird. Ich hab auch nie wirklich die ganzen Effekte am Effektgerät genutzt (ein ziemlich fettes Teil) und grade rockige Verzerrungen brauchen eine gewisse Lautstärke, die ich meinen Nachbarn nicht antun kann. Ich spiel auch einfach viel lieber clean. Ich mag keine Powerchords (das sind so abgespeckte Akkorde, die man verwenden muss, wenn man stark verzerrt, weil sonst der Klang völlig übersteuert) und ich zupfe viel lieber hübsche Folk-Muster mit den Fingern.
Eine Akustikgitarre ist mobil, kein Gekabel nervt, man braucht keine Zusatzgeräte (außer einem Capo und einem Stimmgerät, beides sehr platzsparend), sie hat einen schönen Klang und sie ist leichter als die elektrifizierte Version.

Was genau mich an leicht veralteter Technik begeistert?
Als INFJ, Teil eines Menschenschlags der extrem zukunftsfokussiert denkt, irritiert es mich manchmal ein bisschen, wie sehr ich teilweise an altem Zeug hänge. Wie wenig mich oft die aktuelle(re) Version überzeugt.
Aber es sind teilweise pragmatische Gründe: das ältere Zeugs ist meistens besser verarbeitet (weil in unserer Konsumkultur ja schnell was Neues gekauft werden muss, wegen Wirtschaftswachstum, und weil wir immer mehr für immer weniger Geld haben wollen), es ist oft besser durchdacht (weil sich durchgesetzt hat was funktioniert) und – es ist meistens schon da und muss nicht neu gekauft, neu produziert werden.

Und dann sind es ideologische Gründe. Ich sehe die Zukunft weit weniger high tech, als sich die meisten das wohl so ausmalen (hab ja hier schon drüber geschrieben). Wir werden uns im postfossilen Zeitalter oft wieder auf „alten Kram“ besinnen müssen. Muskelkraft als Energiequelle, teilweise De-Maschinisierung. Handkurbel statt Elektro beim Kuchenteigmixen? Vielleicht. Wo wir elektrische oder gar fossile Energie verwenden wird wieder stärker durchdacht werden. Es wird auch wichtig werden, dass Geräte und Produkte an Komplexität verlieren, sodass es uns wieder leichter möglich sein wird, selbst zu reparieren. (Oder überhaupt zu reparieren…)
Ich bin mit (kunst)handwerklich geschickten und begeisterten DIY-Eltern aufgewachsen, meine Mutter lebt den Quality-over-Quantity-Gedanken. Auch das hinterlässt natürlich seine Spuren.

Ich hab übrigens schon mal darüber sinniert: Technik-Leapfrogging.
Die Beispiele, wo alles grade etwas aus den Fugen läuft, häufen sich. Letztens hat dieser Artikel seine Kreise durch die Onlinewelt gezogen, wo Apple für schlechtes Design kritisiert wird (also eines, wo die Verwendbarkeit eines Geräts stark leidet). Ist zwar länger, zahlt sich aber echt aus zu lesen!

Was ist deine liebste „veraltete“ Technik?

materialfehler hat ein Smartphone – die ersten 2 Monate

Angefangen hats mit diesem Tweet:

Der 17. September 2015 – der Tag, an dem ich nachgab und jetzt auch so ein kack Smartphone hab

— Tordis Alverlund (@materialfehler) 17. September 2015

Oder eigentlich hats vorher noch angefangen.

Bis zum Sommer 2015 habe ich nie das Bedürfnis gehabt, ein Wischtelefon zu besitzen. Ganz im Gegenteil, ich wollte ganz dringend keines haben. Es konnte nix, das ich nicht lieber mit dem Laptop oder Tablet machen wollte.
Generell bin ich immer so, dass ich neue Dinge und Entwicklungen erstmal beobachte, so auch bei den Tablets. Seit 2013 hab ich deswegen eines (ein gebrauchtes), weil ich einen sehr fetten Stapel an Papers für Uni und Diplomarbeit mobil bei mir tragen konnte und die Textmarkerfunktion war auch genial. Bildschirmgröße mit 10 Zoll auch optimal für mich, und ich brauch die Tablet/Smartphone-Funktionen ja unterwegs kaum.

Diesen Sommer gab es einige Situationen, wo ich mobiles Internet dringend gebraucht hätte. Da hätte ich allerdings auch eine Simkarte in das Tablet stecken können, vielleicht prepaid oder sowas. Trotzdem hab ich das Gefühl gehabt, jetzt doch wirklich ein Smartphone zu benötigen. Weil mein Freund so nett ist, hat er mir sein Reservehandy geschenkt, ein iPhone4 von 2011. Für 30€ repariert und schon hat man also ein Smartphone.

Die ersten Tage waren irgendwie witzig, weil ich eine unglaubliche Aggression auf das Ding gehabt hab, wenn ichs nur angeschaut hab. Dabei hat es mir gar nix getan, es war nicht lästig und gar nix. Aber die Simkarte wurde kleiner geknipst, damit sie in das Smartphone passt und so war kein Weg zurück zu meinem alten tollen Handy, das NIX kann, außer telefonieren, smsen und bei einer SMS Miau machen (Es kann miau machen!!! Damit hab ich immer alle Katzenmuttis um mich herum ganz nervös gemacht).
Es war irgendwie fast ein kleiner Kulturschock.

Der Unterschied zum alten Tastenhandy hat sich im Alltag gar nicht so stark bemerkbar gemacht, weil ich bereits ein Tablet gehabt hab und sich so die Nutzung nur aufgeteilt hat.

Meine Plusse und Minusse

Der Plural schaut geschrieben sehr seltsam aus, deswegen bleibt das so.

Was ich am Smartphone gut finde

  • Im Gegensatz zum Tablet lockt mich die intensive Internetnutzung auf dem Mikro-Bildschirm (3,5 Zoll) so überhaupt nicht. Es wird das notwendigste nachgeschaut, das wars. Dadurch verleitet es mich auch nicht dazu, beim kurzen Emailschecken einfach mal weiterzusurfen. Mir kommt vor, die Zeit die ich online verbringe, ist etwas zurückgegangen. Aber ich kann mir das auch einbilden.
  • Ich kann die meiste Zeit meinen Laptop, und nun auch mein Tablet, einfach verräumen. Dadurch liegt weniger Zeug und Gekabel herum.
  • Normalerweise plapper ich so viel, dass auch meine Chatmitteilungen gerne halbe Romane werden. Das finde ich nicht immer so gut. Durch die nervige Mikrotastatur, die trotzdem das halbe Display verdeckt, halte ich mich ganz automatisch kurz. Kürzer jedenfalls. (Kommentar vom Freund: „Oder so.“)
  • Dass es alt und klobig ist <3 Ich liebe alte und klobige Technik einfach!
  • Es ist durch die Größe viel mobiler als mein 10“ Tablet. Ich mags nicht, Zeug mit mir rumschleppen zu müssen, das sich so schwer anhängt.
  • Wenn ich Leute besuche, v.a. über Nacht, hab ich mein eigenes Internetgerät dabei. War schon öfters angenehm.
  • Ich finde es gut, dass mein Wischtelefon klein und etwas klobig ist und deswegen gut in meiner Hand liegt.

Was ich am Tastenhandy gut finde

  • Dass es Miau machen kann. Wichtiges Feature.
  • Dass der Akku 2 Wochen hält.
  • Dass man damit wirklich nur telefonieren und smsen und die Uhrzeit ablesen kann. Radio hat es glaub ich auch, aber sonst nix, auch keine Kamera.
  • Es ist äußerst robust. Beim Smartphone hab ich immer Angst, aber das Tastenhandy schmeiß ich einfach in die Tasche. 
  • Es ist sehr leicht und liegt dank Klobigkeit gut in meiner Hand.

Negatives zum Wischtelefon

  • Ich habe jetzt drei Geräte (Laptop, Tablet, Smartphone), deren Funktionen sich so stark überlappen, dass ich nach wie vor nicht sicher bin, wie sie sich rechtfertigen.
  • Man muss es natürlich oft aufladen
  • Mein Wischtelefon ist ziemlich schwer, weil es scheinbar aus Metall und Glas ist. Ist zwar super wegen Verarbeitung und Haltbarkeit, aber halt auf Dauer nicht so fein zum Halten.
  • Es hat sich nicht als All-in-one-Lösung herausgestellt. Natürlich hab ich alle Funktionen ausprobiert. Aber:
    • Ich bin mit meinem Papierkalender sehr viel schneller beim Eintragen und Nachschauen.
    • Auch Notizen mach ich mir lieber im Notizbuch oder am Laptop. Wozu kann ich bitte Maschinschreiben. 
    • Vermutlich wird sich auch die To-Do-Listen-App nicht gegenüber einer analogen Version durchsetzen.
    • Die Kamera macht mir keine Freude, wenn die Fotos schön werden sollen, oder halbwegs farbgetreu. Ständig wird überbelichtet oder unterbelichtet und man kann überhaupt nix einstellen. Mir diese Foto-Apps anzuschauen ist mir zu mühsam.
    • Musik hab ich gar nicht erst drauf, weil mich iTunes als Linux-Userin und die eingeengten Datei-Endungen schon am Tablet so genervt haben. Und weil ein Smartphone eh auch so schon so viel Saft zieht, verschwende ich den nicht auch noch zum Musikhören. Mein Audioplayer kann flac und ogg und alle Appleformate gleich mit und außerdem hat er 60h Akkuzeit. Nimm DAS, schwächliches Kanonenhalteseil Smartphone.
    • Spiele interessieren mich auf dem 3,5“-Display echt nicht. Hab ein paar ausprobiert. WTF.
    • Das Tablet hat sich schon als nicht besonders angenehm für die Augen herausgestellt, was ebooks angeht. Das gleiche, nur in winzig… nö.
    • Sobald mein Lichtwecker repariert (oder ersetzt 🙁 ) ist, hat auch die Weckfunktion eher ausgedient. Ich mag auch so ein strahlendes Teil nicht die ganze Nacht in Kopfhöhe haben. Den Flugzeugmodus vergesse ich ständig, auszuschalten, und dann maulen die Leute wieder, dass ich „nie“ erreichbar bin. 
  • Zuerst wollte ich bei den positiven Seiten schreiben, dass es mir umso leichter fällt, mit Freunden Kontakt zu halten. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Muss ich denn beim Einkaufen oder Arbeiten Chatmitteilungen beantworten, oder kann das auch warten bis ich daheim bin? Statt dass man sich eine Stunde auf einen Menschen konzentriert, um mit ihm zu plaudern, zerfasert das Gespräch. 
  • Ob ich das wirklich brauche, dass ich überall mein eigenes Internetgerät dabei hab (bei Übernachtungen zb), das weiß ich eigentlich nicht. Ich mein, ich könnte auch ein Buch dabei haben. Ich muss ja nicht unbedingt abends im Bett chatten und Artikel lesen, wenn die Gastgeberin schon früher ins Bett musste. 
  • Und dann ärgert mich einfach sehr vieles bei Apple: geplante Obsoleszenz auf Softwareebene, Bevormundung, schlechtes Design (wurde das nicht früher mal in höchsten Tönen gelobt?). Aber ich hätte auch nie ein Apple-Produkt gekauft, iPhone und iPad sind zufällig zu mir gekommen.

Was hat sich durch das Wischtelefon verändert?

Gar nicht so viel, wie ich zuerst gedacht hab.

Viele Funktionen haben sich wie gesagt nicht durchgesetzt.
Einige Funktionen sind ident mit jenen vom Tablet. Statt dass ich zB übers Tablet chatte, tippe ich halt kurze Chatnachrichten am Handy.
Es gibt nur zwei Dinge, die jetzt neu sind, und zwar nur unterwegs (daheim hab ich ja eine Alternative): Ich nutze selten die „Navigation“ (Adressen, Öffis, Öffnungszeiten, Stadtplan) und ich schreib manchmal eine kurze Chatmitteilung wenn ich wo warte.
Zu so einem Zombie, der überall am Handy herumwischen muss, sogar wenn er sich mit Freundein trifft, bin ich zum Glück nicht geworden. Anfangs hab ich zwar unterwegs schon bei jeder Gelegenheit herumgewischt, neues Spielzeug und so, aber das hat sich schnell wieder verlaufen.
Was mir nicht so recht in den Kram passt, ist dass ich jetzt 3 Geräte hab mit stark überschneidenden Funktionen. Unterwegs Adressen nachzuschlagen ist zwar ungemein praktisch, aber selten in Gebrauch. Und der einzige Bereich wo mir ein Smartphone wirklich etwas bringt. Keine Ahnung, ob ich beim Smartphone wirklich bleiben werde, so auf Dauer gesehen (im Sinne von, wenn das Ding mal kaputt wird).
Aber irgendwie mag ich das Wischding auch und ich bin froh, dass ich das jetzt testen und beobachten darf. Ich finde es auch interessant, wieder mal zu beobachten, dass die neuen Versionen gar nicht immer den alten überlegen sind, wenn man genau hinschaut.

Was sind deine Erfahrungen mit Tastenhandies und Smartphones?

#Konsumauszeit – ich bin draußen

Leute, ich bin draußen.

Weil ich es gestern auf Twitter gesagt hab und das eine Erklärung braucht, kommen halt heute mal zwei Postings an einem Tag. Soll passieren.

Ein hübscher BH in Nachtblau hat den Ausschlag gegeben. Ich finde nicht so einfach BHs in meiner Größe (ich brauche Unterbrustweite 60, in 70 kann ich hinten ein Mascherl reinmachen), meistens muss ich bestellen. Da lass ich mir doch so einen Fund nicht so einfach durch die Lappen gehen.

aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Meine Konsumauszeit ist keine Pause, sondern nur aufgeschobener Konsum. Unbedachter Konsum ist derzeit eh nicht drin und da bin ich auch nicht mehr so anfällig, dass es mich stören würde.
Ich hab eine kurze Liste an Dingen, die ich brauch. Zum Beispiel eine Prägemaschine, mit der man Buchstaben in schwarze Klebestreifen reinprägt, und damit Sachen beschriften kann. Meine Sammlung an ähnlich aussehenden Pulvern in Gläsern ist gewachsen und ich möchte nicht Geschirrspülersalz mit Natron verwechseln oder die Zitronensäure mit Badesalz. Natürlich könnte ich erstmal die öden Etiketten zum händischen Beschriften verwenden – aber nur, um sie dann eh drei Wochen später durch die Prägeetiketten zu ersetzen?
Den aufgeschobenen Konsum möchte ich außerdem nicht im Dezember nachholen müssen, wenn alle Welt wahnsinnig wird.

Morgen geh ich mir daher die Prägemaschine kaufen und hol mir vielleicht noch einen BH. Ich werde die ganzen Flohmärkte genießen, die die sich jetzt im Herbst häufen und ja, ich werde mir Gewand kaufen, und wenn ich was finde, auch in den normalen Geschäften. 

Sinn der Konsumauszeit für mich

Ich hab halt mal mitgemacht. Mit der Option im Hinterkopf, das Projekt auch wieder sein zu lassen. Mir war von Anfang an klar, dass das eigentlich eine Schnapsidee ist. Ich muss derzeit sowieso sparen, unbedachter Konsum ist von vornherein nicht drin. Und das schon seit längerer Zeit. Shoppen ist absolut nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Die Sachen aus meiner Liste brauch ich tatsächlich. Ok, Essen gehen muss ich mir verkneifen, aber das reicht für mich einfach nicht aus, um jetzt gleich eine Konsumauszeit draus zu machen. Das ist einfach zu wenig.
Es gibt andere Bereiche, wo ich für mich sinnvollere Projekte draus machen kann und vielleicht auch drüber blogge, wir werden sehen. 

Ja, mehr gibts einfach nicht zu sagen. Für mich hat die Konsumauszeit grade einfach echt keinen Sinn. Aber ich beobachte die anderen Blogger weiterhin und lass mich inspirieren.


Was denkst du drüber?

Das neue Biedermeier

In Kommentaren zu Frau Dingdongs Gedanken zu Minimalismus und Konsumauszeit fragte Nanne, was Sabrina und ich mit dem Rückzug ins Private, den wir wahrnehmen, meinen.
Statt das nur in einen Kommentar zu packen, hab ich gedacht, ich antworte gleich hier im Blog.

Das mit dem neuen Biedermeier nehme ich schon seit Jahren so wahr. Generell. Was im 19. Jh. die starke Zensur ist heute die Verunsicherung und Überforderung mit Wirtschaftskrise, politischen Problemen, diversen Umbrüchen.
Was im Biedermeier der Rückzug ins traute Heim, die Picknicks, die Romantisierung des Landlebens und vergangener Zeiten (Mittelalter), die Naturgedichte waren, sind heute ebenfalls der Rückzug ins traute Heim (allein die schiere Unmenge an Einrichtungsblogs!), die Romantisierung vergangener Zeiten (Mitte des 20. Jahrhunderts: (Ur-)Omas Zeiten) und des Landlebens (Stadtflucht junger Familien, Auflagenzahlen von Magazinen wie „Landlust“ – die häufig nur verträumt konsumiert werden, deren Inhalt aber nie umgesetzt wird).
Auch den Minimalismus in der heutigen Ausprägung seh ich darin verortet. Klar, es ist auch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis immer mehr Menschen mit dem Überkonsum überfordert sind, völlig übersättigt. Aber die derzeitig vorherrschende Ausprägung vom Minimalismus bleibt hauptsächlich auf der Ebene von Besitztümern, von Zeug. Das traute Heim wird entrümpelt. Der Fokus bleibt biedermeierlich im Dunstkreis von „ich, meine Familie, mein engster Vertrautenkreis“.
Auf der Strecke bleibt die Interaktion mit der Außenwelt. Politisches und gesellschaftliches Engagement.

Was denkst du drüber?