Weil ich eigentlich in meiner Freizeit andere Dinge machen will, als stundenlang gelangweilt Youtube zu schauen, mir mit Nachrichten schlechte Laune zu machen und Zeit damit zu vergeuden, sinnlos im Netz herumzuklicken, war ich grantig genug für einen spontanen und wirklich langen Digital Detox.
Es war ja nicht nur die Zeit, die für Dinge draufgegangen ist, die ich eigentlich gar nicht machen wollte (im Vergleich zu anderen Dingen), ich hab auch gemerkt, dass mir der Fokus und die Konzentration abhanden kommt. Ich hab keine Romane gelesen, weil mir die Geduld gefehlt hat für alles, das länger als 2 Seiten ist und ich mich auch irgendwie nicht auf neue Dinge einlassen wollte. Mein Youtube-Konsum hat sich um die ewig gleichen Themen gekreist, und es hat mich sehr gelangweilt.
Im Gegensatz zu „How to break up with your phone“ von Catherine Price habe ich einen kalten Entzug geplant, weil ich aus Erfahrung weiß, dass der bei mir super funktioniert.
Zur Vorbereitung habe ich meine Social Media Accounts auf Null gesetzt. Ich habe alle Gruppen, Abos, Likes und Playlists, Newsletter rausgeschmissen (war sehr meditativ) und schließlich alles was ging deaktiviert oder sogar gelöscht. Ich habe auch Apps gelöscht und mit Leechblock und Stayfocusd diverse Webseiten geblockt. Dann hab ich Ausnahmen definiert (Öffi-Verbindungen nachschauen zB) und mein Vorhaben kommuniziert, damit sich die Leute auskennen. Dabei hab ich unverhofft eine Mitstreiterin gefunden. Ich hab mir auch überlegt, was nach dem Detox passieren könnte: zum Beispiel mein Handy mit einem neuen Google-Account neu aufzusetzen für den noch besseren Neustart und erst dann eine App wieder neu zu installieren oder ein Konto zu aktivieren oder einem Kanal zu folgen, sobald ich es wirklich will/brauche.
„Verboten“ war in den 30 Tagen alles, was mich gerade nervt, berieselt, ablenkt, Zeit raubt, eigentlich gar nicht interessiert, süchtig macht, durch die Kleinteiligkeit meine Aufmerksamkeitsspanne zerfleddert oder schlechte Laune macht. Konkret waren das Youtube, Instagram, Facebook, Twitter, Nachrichten und Zeitung, Zeitschriften und Onlineartikel, Blogs, Newsletter, Foren, PC-Spiele, Filme, Serien, Shoppingseiten, Podcasts am Handy. Außerdem war wieder brav Handyverbot im Schlafzimmer.
Als Disclaimer muss ich dazu sagen, dass ich einige dieser Dienste ohnehin kaum nutze (Facebook nur für Flohmärkte und zwei Farbtypengruppen für Lippenstifttipps, Twitter gar nicht). Serien schau ich sowieso nicht weil mich die nicht interessieren und eine große Cineastin bin ich auch nicht. PC-Spiele spiel ich sowieso immer nur phasenweise. Mein größter Zeitfresser waren Youtube und Nachrichten, letztere machen noch dazu schlechte Laune. Ich hab einfach darauf vertraut, dass die wirklich wichtigen Nachrichten ihren Weg zu mir finden werden (Spoiler: so war es auch) und ich auch nach dem Digital Detox alle Kanal-Namen wieder einfallen, die ich vermisst hab. Handyverbot im Schlafzimmer hab ich immer wieder gehabt und nur die letzten Monate schleifen lassen. Meine Schlafqualität hängt ganz stark davon ab, weil mich Bildschirme am Abend putzmunter machen. Mein ebookreader hat eine sanfte Hintergrundbeleuchtung, hat aber diesen Effekt nicht. Irgendwas ist drin in diesen Handies. Jedenfalls hab ich als Wecker sowieso ein altes Tastenhandy. Ich hab zwar auch mal einen richtigen Wecker probiert, aber der war extrem laut, man hat die Lautstärke nicht regulieren können, und hat geklungen wie ein LWK, der rückwärts über mein Bett fährt. Ich hab dieses widerwärte Scheißding dem ebenfalls widerwärtigen Amzn sowas von zurückgeschmissen. Jawoll.
Erlaubt waren alle wirklich nützlichen Dinge. Chatten, (Video-)telefonieren, Emails, Wege, Öffis, Adressen, Wetter, Ausflugsziele recherchieren, Bank, gezielt Rezepte und Anleitungen suchen, Kalender und schnelle Notizen unterwegs, Spotify. Meine Mitstreiterin hat sogar Chats stark eingeschränkt, das wollte ich in Coronazeiten bewusst nicht.
Wie es mir damit gegangen ist kommt nächste Woche.
Hast du auch schon mal den digitalen Mist stark zurückgefahren?